Gehen wir einen Schritt zurück: Bis in die frühen 1990er Jahre. Im Zuge der rasanten Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte gleicht dies fast einer Ewigkeit. Bahntickets werden am Automaten oder am Schalter gekauft, Eintrittskarten für Veranstaltungen an Vorverkaufsstellen und Flugtickets im Reisebüro. Die Öffnungszeiten der Schalter sind fest vorgegeben. Nach 18:00 Uhr ist somit kein Ticketerwerb mehr möglich. Dann heißt es warten bis zum nächsten Tag und sich erneut auf den Weg machen.
Das Warten auf das begehrte Ticket
Doch es kann auch vorkommen, dass Tickets nicht vorrätig sind und somit nicht direkt herausgegeben werden können – dann heißt es für den Kunden noch länger warten, diesmal auf die Zusendung per Post. Erneut gehen drei bis fünf Werktage ins Land, bevor die Tickets nun endlich in den Händen gehalten werden können. Bei beliebten Konzerten war die Wahrscheinlichkeit, begehrte Eintrittskarten zu erlangen, jedoch demokratischer. Wer unbedingt eine Band sehen wollte, der stand nun mal gemeinsam stundenlang an. Je eher der Fan vor Ort war, desto größer waren schlussendlich die eigenen Chancen auf ein Ticket. Dass diese Kaufprozesse und ihre Abwicklung heute kaum noch vorstellbar sind und wohl auch kaum von der heutigen Generation akzeptiert werden würden, brauche ich an dieser Stelle nicht weiter auszuführen.
Der Kollektive Ansturm auf den Online-Verkauf
Heute kennzeichnen sich begehrte Events nicht mehr durch lange Warteschlangen an den Verkaufsstellen, sondern anhand von zusammenbrechenden Webseiten der Veranstalter, die aufgrund zu vieler paralleler Anfragen an den Server in die Knie gehen. So kann es auch passieren, dass zehntausende Tickets für ein Konzert innerhalb von Minuten ausverkauft sind. Doch diese dauerhafte Verfügbarkeit von Online-Tickets bringt auch neue Gefahren mit sich: Da viele Käufer beim massenhaften Ansturm auf die Website leer ausgehen, steigt gleichzeitig das Angebot an sogenannten Schwarzmarkt-Tickets im Internet. Vor den einschlägigen Plattformen wird von Verbraucherschützern immer wieder gewarnt. Diese kaufen größere Kartenkontingente auf und bieten sie später zu hohen Preisen an. Dass ihre Tickets im Vorfeld durch den ausgebenden Veranstalter viel billiger gehandelt wurden, bemerken zahlende Kunden meist erst viel später. Daher sollte der Endverbraucher vor dem endgültigen Kauf die Seriosität des Anbieters gründlich prüfen und im Zweifelsfall eine Alternative in Anspruch nehmen.
Die Veranstaltersicht
Es wird deutlich: Trotz neuer Gefahren ist der Komfort beim Ticketkauf für den Erwerber deutlich gestiegen. Das gilt aber auch für den Ticketanbieter selbst. Der Trend, Tickets online zu erwerben entzerrt den Kartenverkauf am Veranstaltungstag. Somit profitieren auch indirekt diejenigen, die ihr Ticket noch kurz vor Beginn an der Abendkasse erstehen wollen. Werden im Vorfeld bereits alle Karten verkauft, so entfällt diese Variante im Idealfall komplett, das bedeutet Einsparungspotential für den Veranstalter. Erweist sich der Vorverkauf als sehr schleppend, so kann frühzeitig mit Marketingmaßnahmen nachjustiert werden. Auch der Kartendruck entfällt teilweise, wenn Käufer ihre Tickets zu Hause ausdrucken oder auf dem Smartphone ihr Ticket verwalten.
Onlinetickets werden schon lange nicht mehr nur von den großen Veranstaltern angeboten. Mittlere und kleine Organisatoren ziehen hier nach und können – ohne Provisionen einplanen zu müssen – ihren Fans und Kunden ein sicheres Einkaufserlebnis bieten. Ein Beispiel bietet hierbei die Entwicklung im Online-Ticketing des Fußballvereins Viktoria Aschaffenburg.
Die digitale Lösung in der Fußball-Regionalliga
Der Regionalligist hat als Verein mittlerweile eine Vorreiterrolle auf dem Weg der Digitalisierung übernommen. Im vorhandenen PASS Onlineshop können neben Merchandise-Produkten zugleich Fußballtickets erworben werden. Dafür muss nicht mal mehr eine Webseite aufgerufen werden, da Tickets auch per Sprachsteuerung über Amazon Alexa bestellt werden können.
Auch vor Ort im Stadion ist die Digitalisierung bereits allgegenwärtig. Den Einlass organisieren die Verantwortlichen über eine von PASS entwickelte App, womit die Anschaffung zusätzlicher Hardware entfällt. Dabei stehen dem Verein im Nachgang zahlreiche Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung, um das User- und Kaufverhalten seiner Fans zu analysieren.
Trotz alledem: Natürlich wird jedem Fan weiterhin die Möglichkeit angeboten, seine Eintrittskarte ganz klassisch und analog vor Ort am Stadioneingang zu erwerben.
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